Nachruf für Dr. Wolfgang Adamczak

Nachruf für unser Ehrenmitglied Dr. Wolfgang Adamczak

Um Dinge neu zu denken, voranzutreiben und breit zu verankern, braucht es Menschen, die genau das mit Überzeugung, Engagement und Blick auf das Wesentliche tun und andere dabei mitreißen wollen und können. Unser Ehrenmitglied Dr. Wolfgang Adamczak, der am 26. April nach langer Krankheit verstorben ist, war so ein Mensch. Als langjähriger Leiter des Forschungsreferats der Universität Kassel hat Wolfgang nicht nur das Forschungsmanagement aus der Nische der bloßen Finanzadministration von Drittmitteln geholt, sondern wesentliche Grundsteine für dessen Professionalisierung und Ausdifferenzierung gelegt und dabei immer deutlich über die Grenzen der Universität hinausgedacht.

Dr. Wolfgang Adamczak
Wolfgang beim geselligen Teil der Jahrestagung 2010

Wolfgang war ein überzeugter Demokrat im besten Sinne. Entsprechend waren ihm frei von Hierarchien und Status alle Menschen wichtig, die dazu beitragen, ein funktionierendes Forschungsumfeld zu gestalten und die hier in vielen unterschiedlichen Positionen – von der Hilfskraft über die Sachbearbeitung bis hin zu den Forschenden selbst – Verantwortung übernehmen. Mit der Herzlichkeit und Gastfreundschaft, mit der er anderen begegnete, hatte er sich über die Jahre hinweg ein großes Netzwerk von Personen aufgebaut, denen der Wunsch gemein war, Forschung unterstützend voranzutreiben.

Wolfgang verfolgte mit seinem Denken über institutionelle und internationale Grenzen hinaus schon früh den im angelsächsischen Raum bestehenden Trend zur Professionalisierung der Forschungsunterstützung. Mit wachem Blick verfolgte er diese Entwicklungen, stets bereit, Ideen in seine eigene Arbeit zu integrieren. Seine Offenheit erstreckte sich auch auf digitale Entwicklungen. Als einer der ersten PC-Nutzer der Universität war Wolfgang an Möglichkeiten interessiert, die die Digitalisierung dem noch jungen Berufsfeld Forschung- und Transfermanagement bieten konnte. Er trieb diese mit Elan voran – und ließ andere an seiner Begeisterung für diese Entwicklungen teilhaben.

Zentral für FORTRAMA legte Wolfgang 2003 mit der Einladung von etwa 30 Gleichgesinnten an seine Heimatuni den Grundstein für den jährlichen professionellen Austausch, aus dem zunächst das Netzwerk forschungsreferenten.de und 2018 dann der FORTRAMA e.V. hervorgegangen sind.

Dabei gelang es ihm mit einer großen Lust am Anpacken, Selbstbewusstsein und Unerschrockenheit, viele Mitstreiter:innen für seine Vorstellungen zu begeistern, wie sich Thomas Horstmann, ein langjähriger Weggefährte im Netzwerk, erinnert:

„Vor vielen Jahren – ich war gerade erst als Forschungsreferent frisch in das Berufsfeld eingestiegen – meldete sich fröhlich ein Wolfgang aus Kassel bei mir. Nein, er wolle nicht telefonieren, sondern käme gleich einmal vorbei. Einige Wochen später war er dann vor Ort und erläuterte mir ohne Umschweife, dass er mit meiner Vorgängerin – die kurz zuvor in die Schweiz gegangen war – gemeinsam ein Projekt zum Berufsfeld Forschungsreferenten gemacht habe. Wie sähe es bei mir aus, ob ich nicht Lust hätte, hiermit weiterzumachen und vielleicht ganz praktisch in den Sprecherrat für Forschungsreferenten einzutreten? Man konnte sich Wolfgang einfach nicht entziehen. Ich sagte nach wirklich sehr kurzer Bedenkzeit zu und mischte dann viele Jahre ehrenamtlich im Sprecherrat mit“.

Kolleg:innen die hier weniger spontan agierten, konfrontierte Wolfgang auf liebenswürdige und charmante Weise mit dem Begriff „Unabkömmlichkeitssyndrom“. Augenzwinkernd hielt er diesen Begriff immer all denen entgegen, die in einem Engagement für das Netzwerk eine zu große zeitliche Belastung für sich sahen. In seinem unermüdlichen Werben für forschungsreferenten.de machte er uns immer wieder klar, dass niemand an seinem Arbeitsplatz wirklich unabkömmlich sei. Mit dieser „steter Tropfen höhlt den Stein“-Methode konnte er nach und nach zahlreiche Personen für seine Idee begeistern. Die jährlichen Treffen, die Wolfgang bis zum Erreichen des Ruhestands 2011 in Kassel organisierte, haben mit ihrem Fokus „durch Vernetzung voneinander zu lernen“ und so das Berufsbild weiter zu entwickeln, Maßstäbe für alle weiteren Jahrestagungen gesetzt.

Viele seiner Ideen, die er zunächst an seiner Heimatuni angeschoben und in sein Netzwerk von Forschungsreferent:innen getragen hat, sind mittlerweile an zahlreichen Universitäten und Hochschulen etabliert. So geht der seit 2003 bestehende Forschungsrundbrief FIT auf seine Initiative zurück, den bundesweit mittlerweile fast 100 Einrichtungen nutzen, um sich regelmäßig über Fördermöglichkeiten zu informieren. Mit den seit 2004 durchgeführten Evaluationen der eigenen Beratungsleistung legte er Grundlagen, die heute im Verein durch die AG Leistungsmessung fortgeführt werden. Seine 2007 in Co-Autorenschaft veröffentlichte Publikation „Traumberuf ForschungsreferentIn?!“ setzte nicht nur frühzeitig Standards für gendergerechte Sprache, sondern nahm – viel wichtiger – eine Standortbestimmung des Berufsfelds vor.

Wolfgang hat wie kaum ein anderer die Grundsteine für die Entwicklung und Anerkennung des Berufsbildes Forschungs- und Transfermanagement im deutschsprachigen Raum gelegt. Er hat uns allen den Weg bereitet, war Pionier und Gründergeist. Wir rufen ihm ein ganz herzliches „Glück auf!“ zu. Wolfgang, wir danken Dir sehr für alles!